IBM-Chef: „Proprietäre Systeme sind Protektionismus“

Besonders in Krisenzeiten gibt es viel Potenzial für offene Technologien, so IBM-Chef Martin Jetter im Interview mit ZDNet. Als Kampagne gegen Microsoft will er seine Open-Source-Initiativen aber nicht verstanden wissen.

IBM-Deutschland-Chef Martin Jetter möchte mit IBM gerne der Robin Hood der IT-Industrie sein: Die Anwender sollen aus der proprietären Welt befreit werden. Dazu propagiert Big Blue den Microsoft-freien Desktop – mit Linux statt Windows und Open-Source-Anwendungen statt kommerziellen Programmen wie Microsoft Office.

Auch die restliche IT in den Firmen soll auf offenen Systemen basieren. „In der Vergangenheit wurde zu oft Software- und Hardware-Technologie produziert, durch die die Entscheidungsfreiheit eines Unternehmens vom Anwender zum Anbieter verlagert wurde“, sagt Jetter gegenüber ZDNet. Kurzum: Viele proprietäre Systeme seien reiner Protektionismus.

Martin Jetter, Vorsitzender der Geschäftsführung von IBM Deutschland (Bild: IBM)
Martin Jetter, Vorsitzender der Geschäftsführung von IBM Deutschland (Bild: IBM)

Doch IBM ist mit seiner Initiative nicht ganz so uneigennützig wie Robin Hood und seine Gesellen in der Legende. Die Angebote sind vor allem eine Attacke gegen einen Konkurrenten: „IBM setzt Microsoft mit der starken Unterstützung von Linux unter Druck“, sagt IDC-Analyst Rüdiger Spies in einem Report des Marktforschungsunternehmens. Die Open-Source-Bewegung werde als Angriffsinstrument gegen einen Wettbewerber zu Hilfe genommen.

Doch Jetter sieht darin keine gezielte Aktion. Das Engagement für mehr Offenheit sei keine Kampagne gegen Microsoft. „Es geht vielmehr darum, die Möglichkeiten zu zeigen, die man mit offenen Systemen hat.“

Die Initiativen für Open-Source und eine offene IT, etwa das „Project Liberate“ oder das Propagieren neuer Wege in der Anwendungsentwicklung, führen laut Jetter dazu, dass sich Plattformen besser und einfacher integrieren lassen: „Wir stellen sicher, dass Produkte der Konkurrenz auf unserer Hardware laufen und unsere Software die Hardware der Mitbewerber unterstützt.“ Bei neuen Anwendungen müsse ein Unternehmen nicht auf der grünen Wiese beginnen. Auf Basis offener Systeme könnten beispielsweise Legacy-Systeme weiter genutzt werden. Offenheit bedeute somit, Kosten zu sparen.

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